
Was nach meinem Ausflug zur Glacier Bay wirklich fies war, war die Tatsache, dass die Fähre erst vier Tage später gehen würde und ich diese jetzt noch an der Bartlett Cove verbringen musste. Nicht, dass es da nicht schön ist, aber ganz so viel zu tun gab es halt doch nicht und das Wetter war meistens eher schlecht als recht. Ich besuchte die Tage noch viele der kostenlosen Programmpunkte des Nationalparks und ging wandern.

Es gab im Prinzip nur zwei Trails. Den River Trail und den Lake Trail. Der River Trail war relativ kurz und führte zum Bartlett River. Wirklich besonders war es dort nicht.

Der Lake Trail füllte fast einen ganzen Tag und war mit 18 Kilometern deutlich anspruchsvoller. Auch der Bartlett Lake war nicht das aller Besonderste, jedoch war bei beiden Trails der Weg einfach schön. Ich befand mich wieder in den Regenwäldern an den regenreichen Küsten, hatte aber diesmal wirklich die Zeit und die Ruhe um Bilder von ganz bestimmten Ausschnitten der Natur um mich herum zu machen. Es tat gut sich ein bisschen intensiver mit seiner Umgebung zu beschäftigen.

Mein Essen kochte ich weiterhin am Strand, nutzte gelegentlich das WLAN am Visitor Center und war sonst häufig in der Aufwärmhütte. Da war es einfach am besten auszuhalten, wenn man unbeschäftigt war und sonst fror. Ich las dort mein Buch oder hörte einfach Musik.

Ich lernte auf dem Campingplatz noch Geert aus Holland kennen, der als nächstes zum Denali Nationalpark aufbrechen würde und froh über einige Tipps war. Richtig interessant wurde dann nochmal der letzte Abend. In der Lobby der Lodge wurde mir mitgeteilt, dass die Fähre am nächsten Tag aufgrund eines Defekts erst am Nachmittag fahren würde. Ich konnte also ausschlafen. Nichts besonderes soweit. Ich setzte mich wieder in die Aufwärmhütte, entzündete ein Feuer und hatte mich schon damit abgefunden, wieder früh ins Bett zu gehen, als sich eine ältere Dame zu mir setzte. Wie sich herausstellte, hatte sie früher ein paar Jahre für die Lodge gearbeitet. Ich unterhielt mich sehr viel mit ihr über die verschiedenen Nationalparks, in denen sie schon gearbeitet hatte und stellte zufrieden fest, dass sie den Fotographen Michio Hoshino kannte. Den aus dem Buch, ihr wisst schon. Sie kannte ihn nicht persönlich, hatte aber einige Leute kennengelernt, die ihn kannten. Außerdem wusste sie, dass Michio Hoshino in Gustavus ein Grundstück besessen hatte. Sehr aufregend, ich war ja so nah dran. Die Zeit verging und nach einer Weile kam Ethan, ein Mitarbeiter der Lodge vorbei und erkundigte sich nach ein paar Freunden, die am Strand Geburtstag feiern wollten. Doch da war niemand. Wegen des Windes war die Feier in die Mitarbeiterunterkunft verlegt worden. Ethan lud uns daraufhin ein, doch auch vorbei zu schauen. Letztendlich landete ich auf einer Geburtstagsfeier mit bestimmt 20 anderen jungen Leuten, die alle interessante Geschichten mit mir teilen konnten. Entschließt sich ja schließlich nicht jeder dazu in Alaska zu arbeiten. Zwei Bier und ein Stück Kuchen vielen für mich auch noch ab. Köstlich. Mit einem doch sehr schönen Eindruck des Ortes fuhr ich dann am nächsten Tag wieder zurück nach Juneau, verbrachte die Nacht wieder unter dem Picknicktisch und kam am Dienstag den 13. Juni wieder nach Skagway, wo mich Moritz abholte.

Alles in allem hatte ich das absolute Glück sowohl für die Hinfahrt durch die Inside Passage als auch für den Tagestrip in die Glacier Bay absolut fantastisches Wetter zu haben. Es war ein anstrengender, aufregender und wunderschöner Trip. Zum Glück hatte ich mich gewagt das Abenteuer anzutreten.